MobB e.V.

Menschen ohne bezahlte Beschäftigung - Hilfe & Selbsthilfe e.V.

Die Titelseite des Buches: Vorsicht, Strandgut

Vorsicht, Strandgut!

Die schreibenden Arbeitslosen
2007
MobB e.V., Projekt "Schreibende Arbeitslose"
ISBN: 978-3-00-020900-0

Leseprobe



Monika Maron

Arbeit für Leute von heute

Wozu heute noch lernen und studieren,
wenn du danach deine wohlverdiente Arbeit wirst verlieren,
da die Wirtschaft auf ihren fetten Profiten sitzt
und der Politiker wegen geschönter Arbeitslosenstatistiken schwitzt.

Dem fleißigen Streber werden recht bald seine Flügel gestutzt,
wenn er die heutige Scheinwelt erkennt und ihm nur Referenz und gute Beziehung etwas nutzt.
Ehrlichkeit und aufrichtiges Mühen werden nicht vergütet,
dafür aber Ellenbogeneinsatz und Niederträchtigkeit gehütet.

Denn es gilt, nur wer Stärke zeigt, kann auch gewinnen
und dabei der modernen Armut entrinnen.
Deshalb hat der ehrliche, strebsame Mensch, sei er auch noch so fleißig,
keine Chancen in dieser verrohten Zeit,
und sein Berufswunsch bleibt oft unerreicht weit.

Drum wird er einfach nach jahrelangem Mühen mit einem "Hartz-IV-Stempel" markiert,
damit er all seine Rechte und Mündigkeit verliert.
So kann man ihn stets für einen Euro die Stunde hin- und herdrangsalieren.
Und ist er nicht willig, so soll er dabei auch noch sein spärliches Hartz-IV-Geld schubweise verlieren.

Wann endlich werden alle noch nicht davon Betroffenen diese menschenunwürdige Maschinerie kapieren?



Klausdieter Weller

Minijob

Für ´n Appel und ´n Ei,
für ´n Euro oder zwei,
nimmste den Job, den man dir reicht,
weil man dir sonst die Leistung streicht.

Für ´n Appel und ´n Ei
biste mit dabei,
wenn Nürnberg Arbeitnehmer zählt,
selbst den, der kaum noch Geld erhält.

Für ´n Appel und ´n Ei
biste endlich frei
von allem Arbeitslosengeld,
das Nürnberg nunmehr einbehält.

Für ´n Appel und ´n Ei
ist dir's einerlei?
Steh auf und kämpfe zielgenau
gegen den Sozialabbau.



Mohammed Al-Kuwaiti

Djuhas Nagel

Djuha ist eine Witzfigur, und Witze über ihn erzählen sich die Araber seit Generationen. Genauso wie bei den Märchen von Tausendundeiner Nacht sind die Autoren der Witze und Märchen unbekannt. Die Djuha-Witze sind nicht nur lustig, sondern enthalten auch einen Sinn und Klugheit; man nutzt Djuha-Witze argumentativ gegen andere Meinungen, als Sprichworte und Kritik.
Djuha hat sein Haus an einen Mann verkauft, allerdings unter der Bedingung, dass der Käufer Djuha erlaubt, einen großen Nagel in der Wohnzimmerwand zu lassen und den Nagel nicht mit dem Haus zu kaufen. Der Käufer dachte zunächst, dass ein Nagel ihn nicht stört und beim Kauf eines billigen Hauses kein Hindernis sein würde. Nachdem der Käufer mit Djuhas Bedingung einverstanden war, unterschrieben der Käufer und Djuha sogleich den Kaufvertrag.
Es verging eine Woche und Djuha klopfte überraschend an die Haustür des jetzigen Eigentümers, der die Haustür sofort öffnete und Djuha vor seiner Haustür stehen sah. Djuha sagte dem Mann: "Ich will meinen Nagel kurz anschauen", und der Mann ließ Djuha ein, weil er dachte, er schaue ihn nur an. Und tatsächlich schaute Djuha seinen Nagel kurz an. Nach zwei Tagen kam Djuha wieder, diesmal mit einem großen Fisch, und klopfte an die Haustür. Nachdem der Mann seine Haustür geöffnet hatte, sagte ihm Djuha: "Ich will diesen Fisch an meinen Nagel hängen." Da entgegnete der Mann: "Der Nagel ist im Wohnzimmer, wie könnten wir dort weiter sitzen, wenn ein Fisch am Nagel hängt?" Djuha zeigte ihm den Kaufvertrag. Da war der Mann erzürnt über Djuha, ließ ihn aber herein und Djuha hängte sogleich seinen Fisch an den Nagel und ging hinaus. Da verging fast ein Monat, der Fisch verdarb und stank zum Himmel, so dass der Mann mit seiner Familie nicht weiter im Wohnzimmer sitzen konnte.
Da kam Djuha wieder, mit einer Kuh an einem Seil, und er klopfte erneut an die Haustür. Der Mann öffnete ihm und Djuha sagte: "Ich will meinen Fisch holen." Und Djuha ging mit seiner Kuh hinein und band das Seil an den Nagel, doch der Mann sagte, dass das nicht geht. Djuha ließ die Kuh dennoch mit einem langen Seil im Wohnzimmer laufen und zeigte ihm wieder den Kaufvertrag. Jeden Tag kam Djuha nun zu Besuch, um seine Kuh zu pflegen, ihr Wasser und Futter zu bringen, um die Kuh zu füttern und zu tränken. Die Kuh muhte so laut, dass die Familie in den Nächten nicht schlafen konnte. Es dauert nicht lange, da hatten sie es satt und waren seelisch krank und gaben dem Djuha das Haus wieder mitsamt dem Nagel.
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